Warum kleine queere Veranstaltungen so wichtig sind.

Während sich große CSDs überall in den Hauptstädten etabliert haben sind besonders in den letzten 2 Jahren mehrere kleine Veranstaltungen entstanden. Nicht nur CSDs, sondern auch artähnliche Events. Kleiner, aber durchaus wichtig. In ihrer Botschaft und an den entsprechenden Locations vielleicht sogar noch wichtiger als in den Hauptstädten.

Denn während die Bevölkerung in Berlin, Köln oder Hamburg eine gewisse Gewöhnung an queere Menschen und ihre Sichtbarkeit haben, ist das Verständnis für uns in ländlicheren Gebieten und kleineren Städten eher gering. Einfach gesagt macht man sich schnell ein falsches Bild über Dinge die man nicht so genau kennt oder nicht versteht.

Die Frage warum diese Veranstaltungen so wichtig sind wäre damit im Kern bereits beantwortet. Wie sieht es aber nun tatsächlich aus?
Eines der ersten Dinge mit dem queere Menschen zu tun haben sind die Blicke. Jeder von uns kennt das Gefühl angestarrt zu werden. Es ist unangenehm, macht unsicher und manchmal sogar traurig. Abgesehen davon das es extrem unfreundlich ist, kann es Menschen bereits verletzen. Gerade erst vor kurzem habe ich einen Kommentar gelesen in dem es hieß: „Das muss man abkönnen wenn man so auf die Straße geht.“

Die Antwort ist ganz klar, Nein!
Niemand anderes, außer mir selbst entscheidet was ich in meinem Leben „abkönnen“ oder akzeptieren muss. So etwas zu sagen ist nicht nur schlichtweg falsch, sondern auch anmaßend. Ich würde mich da wahrscheinlich auch mehr drüber ärgern, wenn ich nicht genau wüsste welche Art Menschen solche Kommentare schreiben. Denn hier steht in der Regel nicht wirklich etwas hinter der Aussage.
Wenn dem so wäre müsste man Handlungen durch andere auch dann „abkönnen“ wenn es um das Geschlecht, Hautfarbe, Abstammung oder körperliche Behinderungen geht. Das Wort Akzeptanz umfasst dies alles. In dem ich jeden Menschen so nehme wie sie oder er ist, und jedem auch den Respekt entgegenbringe den jeder von uns verdient.

Gefolgt ist sowas oft von unsachlichen, knappen Kommentaren. Jeder sollte dabei selbst einmal darüber nachdenken das solche Beleidigungen mehr über die Person sagt die sie ausspricht, als über jene die gemeint ist.

Diese beiden Dinge sind häufig der Beginn, oder der Grundstein einer Tat. Oft geschieht zwar auch nicht mehr, jedoch ist eine Grenze hier bereits überschritten worden. Und genau da haben wir das Problem des Ganzen. Während wir vorhin noch den Kern der Ursache angesprochen haben ist dies bereits ein Teil der Schale. Denn meiner Erfahrung nach treten genau diese „Symptome“ am ehesten in Gebieten auf in denen man nicht so anonym ist. Gebiete in denen man sich oft sieht und kennt. Der Logik nach müsste aber ja gerade da wo man dichter beieinander ist die Akzeptanz auch größer sein. Es ist aber wohl eher so das mit steigender Anonymität auch die Bereitschaft zur Ablehnung, bis hin zu Anfeindung größer wird.

Spätestens jetzt sollte jedem klar sein das der erste Eindruck nicht entscheidend ist, den Fortgang einer Begegnung jedoch maßgeblich prägt. Ob wir nun „In den Wald hineinrufen“ oder den „ersten Stein werfen“. Jeder kennt diese Sprichworte und sollte somit auch ihrer Bedeutung kundig sein. Mir gefällt die Vorstellung nicht das bei einer Begegnung in den ersten Sekunden alle Entscheidungen gefällt werden. Gespräche entwickeln sich, sind lebendig und verlagern ihre Schwerpunkte. Es liegt an uns, einem selbst und der Person gegenüber, wie sich dieser Organismus entwickelt. Auch wenn die Begegnung nur kurz ist. Beide, oder besser gesagt alle Beteiligten, werden durch ein positives Verhalten auch mit einem besseren Gefühl aus dem Dialog gehen. Es lohnt sich. Immer.

Darum sind die kleinen Veranstaltungen nun so immens wichtig. Sie bilden einen Grundstein für das kommende Miteinander. Nicht die Lösung für alles, aber eine gute Idee und eine Möglichkeit. Sie bringen Menschen auf eine Weise zusammen wie soziale Medien dies niemals könnten. Sie sind persönlich, offen und lebendig, aber auch zum Teil fragil.
Sie bilden für queere Menschen oft eine erste Möglichkeit in einer geborgenen Umgebung Gleichgesinnte zu treffen und ihre Freiheiten auszuleben. Genau so bilden sie den Auftakt für eine nachkommende Generation die hoffentlich ebenso einmal für ihre, und die Rechte anderen einstehen wird.

Das ist ein zu hohes Ziel? – Vielleicht.
Es ist etwas nach dem es sich zu streben lohnt.
Gemeinsam.


Du bist Teil der queeren Community? Dann hast du jederzeit die Möglichkeit deinen Mut zusammenzunehmen und eine solche Veranstaltung zu besuchen. Du wirst es nicht bereuen. Nutze die Chance und lerne dich und andere kennen. Und gehe diesen Schritt von dir aus, wenn du selbst bereit dazu bist. Du wirst viele Hände finden die dir bei deinem Weg helfen. Versprochen.

Oder bist du kein Teil der queeren Community und auch kein sogenannter Ally. Komme vorbei und lerne uns kennen. Egal wer du bist oder woher du kommst, du bist willkommen. Du hast Fragen oder verstehst etwas nicht? Dann ist dies auch für dich eine großartige Gelegenheit mehr zu erfahren und zu verstehen. Auf Augenhöhe und mit Respekt füreinander.

Die nächste Veranstaltung dieser Art auf der ich auch selbst sein werden ist die Demonstration für „Queere Sichtbarkeit und Toleranz für Vielfalt“

Sie findet am 21.10.2023 in Walsrode um 12:00 am Hauptbahnhof statt, und ihr seid alle herzlich dazu eingeladen.

12:00 – Treffpunkt am Hauptbahnhof Walsrode

12:30 – Beginn des Demonstrationszuges

ca. 15:00 – Ender der Veranstaltung

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